Samstag, 25. Januar 2014

Dir flüstere ich was!


Wir Hunde haben bekanntermaßen ein außerordentlich gutes Gehör. Mit uns muss niemand laut sprechen, oder gar schreien. Ihr könnt euch sicher denken, wie interessiert ich war, als ich meine Chefin über den „Hundeflüsterer“ sprechen hörte. Sofort war ich auf dem Sofa und schaute ihr über die Schulter, als sie Videos aus dem Internet über Cesar Millan heraus suchte. Das ist der, der mit Hunden flüstert. Toll!

Und dann habe ich verstanden, warum meine Chefin so grimmig schaute, als sie von diesem Zweibeiner sprach.
Ehrlich: bisher dachte ich, dass alle Menschen freundlich sind. Wenn ich etwas lernen soll, dann kann ich mir das am Besten merken, wenn ich Futter bekomme. Oder wenn mit diesem schwarzen Klick-Klack-Dings ein Geräusch gemacht wird. Dann weiß ich nämlich, dass ich gut gearbeitet habe und eine Belohnung erhalte. Wenn ich Blödsinn mache, dann reicht es, wenn meine Menschen den Kopf schütteln oder „Nein“ sagen. Wenn sie mich gar unfreundlich anschauen weiß ich, dass ich das jetzt aber ganz schnell sein lassen muss, was ich tue (obwohl ich das manchmal nicht richtig verstehe: Wenn das Käsebrot auf dem Tisch da ganz alleine steht, braucht das doch niemand mehr, oder?).

Nun habe ich von manchen Menschen gelesen, dass meine Brüder und Schwestern, die von Cesar Millan „behandelt“ werden, viel größeren Blödsinn machen, als ich das tue. Sie knurren ihre Menschen und andere Hunde an, sie beißen sogar. Dann kommt der Hundeflüsterer und kuriert sie. Und das sogar im TV.

Der kuriert sie? Liebe Leute, die ihr da so sitzt und diesem Zweibeiner applaudiert, seid ihr eigentlich zu nichts anderes zu gebrauchen, als uns den Futtersack zu öffnen? Ich mag die Menschensprache nicht verstehen und muss mir manchmal mühsam zusammen reimen, was ihr von mir wollt. Die Hundesprache aber verstehe ich nur zu gut. Ich sehe, wenn ein Kumpel Angst hat, zurückweicht, sich duckt, die Nase leckt. Es ist höflich unter uns Hunden, dass wir das respektieren. Das haben wir von unseren Müttern gelernt. Wer das nicht mehr kann, wird es nicht durch noch mehr Angst lernen.

Wir wollen euch nicht beißen, wir wollen friedlich mit euch zusammen leben, weil wir euch mögen. Aber wir werden knurren und die Zähne zeigen, wenn ihr uns bedrängt, tretet, anzischt, uns Schmerzen und Todesangst mit Würgehalsbändern, Erziehungsgeschirren und Stromreizgeräten zufügt.
Wir werden so lange zurückweichen, wenn ihr euch drohend vor uns aufbaut, bis wir nicht mehr weiter können, weil ihr uns in eine Ecke gedrängt habt. Und wir werden beißen, wenn wir keinen Ausweg mehr sehen. Und glaubt mir: das ist wirklich der letzte Ausweg.

Wir werden uns dann nach sehr langer „Behandlung“ einfach auf die Seite legen lassen, weil wir einfach nicht mehr können. Wir werden hecheln, die Augen schließen und hoffen, dass alles schnell vorüber geht. Auch die begeisterte Ansage, dass wir uns gerade sehr entspannen. Ist dann auch egal. Nur „Freunde“, ihr Menschen, werden wir euch dann nicht mehr nennen.

Und nun kommt noch eine gute Nachricht. So wie ihr Menschen es lernen könnt, nach schlechter Erfahrung einen Neuanfang zu machen, so können wir das auch. Man muss uns nur erlauben, wieder Vertrauen zu fassen. Mit Ruhe. Mit Freundlichkeit und mit Konsequenz. Aber ohne uns erneut Angst zu machen.



Jetzt gehe ich nach einem herrenlosen Käsebrot schauen. 
Und euch „Hundeflüsterern“ flüstern wir was. Meine Familie und ich.  

8 Kommentare:

  1. Das ist so nett und leicht verständlich geschrieben, dass es eigentlich auch der verbohrteste Flüster-Fan verstehen müsste. Ich habe mir erlaubt, den Beitrag zu teilen und auf meine Seite zu stellen. Toll!

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    1. Das darfst du gerne tun. Ich freue mich darüber. Es sind mittlerweile viele, die ihren Teil dazu beitragen. Nur so können wir etwas bewirken.

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    2. Prima! Aufklärung ist alles und wer Material sucht kann gerne hier stöbern (ist nur ein Sammelsurium): https://www.facebook.com/kritischeberichte.um.cm
      Liebe Grüße und weiter so!

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  2. Danke! Dieser Artikel spricht meinen Hunden und mir aus der Seele!
    Wie traurig und grausam ist es, wieviele Hunde es gibt, die auf C.M. Manier "trainiert" werden und durch die Hoelle gehen. Nicht nur waehrend seines "Trainings", sondern auch ein Leben lang danach, wenn die unbedarften oder gleichgueltigen Hundehalter so weitermachen wie gelernt/gesehen... -(
    Jennifer

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    1. Klären wir einfach weiter auf. Die Anhänger solcher Methoden werden weniger

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  3. Sehr schön und humorvoll geschrieben und trotzdem mit dem Finger in der Wunde! Danke!
    Birgit Schröder

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    1. Baal gibt sich wirklich Mühe mit den Menschen. Es ist manchmal nicht leicht ;)
      Die Sekretärin. :)

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  4. Ich habe erst seit März einen Hund und keine wirkliche Vorerfahrung. Sehr schnell fand sich natürlich ein alleswissender "befreundeter" (ich mag seinen Hund aber er hängt nun mal am anderen Ende der Leine) Hundehalter der mir ganz viele Tipps und Ratschläge gab. Sein "Wissen" basiert auf den Videos von C.M. Die Tipps ließen mich schon skeptisch werden. So sei es nämlich eine Zeichen von Dominanz, dass meine Rüde seinen Ringelschwanz hoch erhoben trägt. Ich müsse ihn soweit bekommen, dass die Rute dauerhaft unten ist... usw. Hä?! Also hab ich mal angefangen zu lesen und zu schauen wer der Herr M. überhaupt ist und was er so tut.... Mir blieb die Spucke weg. Würde man seinen Umgang mit Hunden auch mit Menschen vollziehen, wäre man ratzfatz als Psychopath in der Klinik...
    Niemals würde ich diesen Mist (m)einem Hund antun! Und wer auch nur einen Hauch von Verstand und Empathie hat, würde dies auch nicht tun!

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